Hundeerziehung mit Ruhe und Fairness

Bevor ich Hundetrainer wurde, war ich selbst zunächst einfach Hundehalter – und auf der Suche nach Erziehungstipps für meinen Vierbeiner. Mit der Erziehung von Menschen kannte ich mich als Erziehungswissenschaftler und Lehrer aus – mit der meines Hundes war das eine andere Sache.

Auf einer jahrelangen Odyssee durch Hundeschulen bekam ich viele haarsträubende Ratschläge: Ich solle meinen Hund anbrüllen, ihm das Maul zuhalten, ihn treten, stoßen, einsperren und nass spritzen, mit Angstreizen überfluten, an der Leine reißen, ihm „zeigen, wer der Boss ist“ – denn er müsse „mal richtig Unterordnung lernen“.

Dass viele der mir nahegelegten Methoden tierschutzrechtswidrig waren, wusste ich damals nicht. Ich wusste aber aus meiner pädagogischen Arbeit, dass kaum etwas so lernhemmend ist wie negativer Stress und Angst. Und ich wusste, dass ich so nicht mit meinem vierbeinigen Gefährten umgehen wollte.

Also beschloss ich, selbst Hundetrainer zu werden – um einen besseren, faireren Weg zu finden, meinen Hund zu erziehen.

Fairness bedeutet für mich einerseits, dass der Hund die Regeln und Grenzen sein*er Halter*in respektiert – und diese*r wiederum die Grenzen, Bedürfnisse und Ängste ihres*seines Hundes kennt und respektiert. Faire Hundeerziehung ist fokussiert, gut geplant und konsequent – aber eben auch feinfühlig, rücksichtsvoll und vor allem gewaltfrei.

Gewaltfreiheit heißt: Verzicht auf körperliche Gewalt wie Leinenreißen, Würgehalsbänder, sogenannte „Alpha-Würfe“ oder ähnliche Grausamkeiten. Es meint zudem ein Training, das nicht mit dem Erzeugen von Angst und negativem Stress arbeitet.

Stattdessen arbeite ich mit einem modernen, wissenschaftlich fundierten, die Bedürfnisse und Befindlichkeiten des Hundes nutzenden System der positiven Verstärkung. Hierbei wird erwünschtes Verhalten belohnt, statt unerwünschtes Verhalten zu bestrafen, was zu einem deutlich nachhaltigeren Lerneffekt führt. 

Auch die beim strafbasierten Training bestehende Gefahr aufgestauter Frustrationen und Ängste beim Hund, die zu gefährlichen Verhaltensausbrüchen führen können, wird im gewaltfreien, belohnenden Training vermieden. 

Das zweite Grundprinzip meines Trainings bildet die Ruhe. Damit ist eine innere Ruhe der Trainierenden gemeint, die eine eskalierende Spirale der Stimmungsübertragung zwischen Halter*in und Hund vermeidet: Denn regen sich Halter*innen über ihren aufgedrehten Hund auf, führt dies leicht zu einer erhöhten Erregung des Hundes. So schaukeln beide Parteien sich oft hoch, bis gar nichts mehr geht.

Erzieherisch und menschlich ist es mir wichtig, zu einer inneren Ruhe zu finden, in der man klar und besonnen mit dem Hund umgehen kann – in sich geerdet statt von den Launen des Hundes mitgerissen.

Wichtigstes Ziel des Trainings mit Ruhe und Fairness ist es immer, die Beziehung zwischen Halter*in und Hund zu stärken. Am Ende sollen nicht nur Übungen formal korrekt ausgeführt werden, sondern Tier und Mensch eine tiefere Bindung zueinander haben.